Veröffentlichungsdatum: 01. April 2025
Was ist Inkontinenz?
Inkontinenz ist eine Störung, bei der es nicht möglich ist, Urin oder Stuhl kontrolliert zurückzuhalten bzw. abzugeben. Das führt dazu, dass Urin aus der Harnröhre und/oder Stuhl aus dem Darm unkontrolliert entweicht. Verschiedene Krankheitsbilder liegen der Inkontinenz zugrunde und können auch auf unterschiedliche Arten behandelt und versorgt werden. Ihr persönlicher Ansprechpartner von PubliCare beantwortet Ihnen gerne weitere Fragen rund um Inkontinenz und deren Versorgung.
PubliCare berät und betreut Menschen, die unter unwillkürlichem Harn- oder Stuhlverlust leiden.
Formen der Inkontinenz
Harninkontinenz
Wer Urin unkontrolliert verliert oder seine Blase nicht kontrolliert entleeren kann, leidet unter einer Harninkontinenz. Es existieren verschiedene Formen der Inkontinenz, die unterschiedliche Ursachen und entsprechend unterschiedliche Therapie- und Behandlungsmöglichkeiten haben:
- Belastungsinkontinenz wird im Volksmund auch Blasenschwäche genannt: Bei körperlicher Belastung, also Druck im Bauchraum – Heben schwerer Gegenstände, Husten, Niesen, Lachen –, geht unkontrolliert Urin ab, ohne dass der oder die Betroffene Harndrang verspürt. Diese Inkontinenzform tritt in vier Schweregraden auf.
- Dranginkontinenz: Patienten, die unter dieser Art von Inkontinenz leiden, verspüren sehr oft und sehr heftig Harndrang, obwohl die Blase noch nicht voll ist. Oftmals schaffen sie es nicht rechtzeitig auf die Toilette, bevor sich die Blase schwallartig entleert.
- Die Kombination aus Belastungs- und Dranginkontinenz wird Mischinkontinenz genannt.
- Patienten mit Reflexinkontinenz merken nicht, wenn die Blase voll ist, sodass diese sich selbst unkontrolliert entleert, oftmals allerdings nicht vollständig. Diese fehlende Sensibilität kommt häufig bei der neurogenen Blasenentleerungsstörung vor.
- Bei der Überlaufinkontinenz gehen bei voller Blase immer wieder kleine Mengen Urin ab. Ggf. kann der Patient auch ständig Harndrang verspüren. Die fehlende Blasenmotorik führt außerdem zu Restharnbildung, und oft entleert sich die Blase schwallartig.
- Bei der selten vorkommenden extraurethralen Harninkontinenz fließt der Urin unkontrolliert ab, allerdings nicht nur über die Harnröhre, sondern auch über andere Körperöffnungen wie After, Scheide oder eine Öffnung in der Haut (extraurethral, siehe Ursachen).

Stuhlinkontinenz
Diese Inkontinenzform führt bei Patienten dazu, dass sie den Stuhl und die Darmgase nicht zurückhalten können, sodass diese unkontrolliert entweichen. Es gibt drei Stufen der Stuhlinkontinenz, von gelegentlichem Abgang kleiner Mengen Stuhl und Darmgase bis zum völligen Kontrollverlust über den Darm.
Wie ein Betroffener mit Inkontinenz lebt
langjähriger, zufriedener Kunde bei PubliCare
Dieses Video zeigt den Alltag eines Patienten, der mit den Herausforderungen und Lösungen im Umgang mit Inkontinenz konfrontiert ist.
Ursachen der Inkontinenz
Harninkontinenz
Neurologische Krankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose, Alzheimer, Schlaganfall oder Hirntumor, Diabetes mellitus oder Rückenmarksverletzungen (Querschnittlähmung), Nervenschäden nach OPs oder psychische Erkrankungen können für Dranginkontinenz, Reflexinkontinenz oder Überlaufinkontinenz ursächlich sein. Weitere Informationen zu Blasenentleerungsstörungen finden Sie hier.
Eine schwache Beckenbodenmuskulatur löst oft eine Belastungsinkontinenz bei Frauen aus. Die Harnröhre, der Schließmuskel und der Beckenbodenmuskel, die sie umgeben, sind kürzer als bei Männern, und deshalb auch schwächer. Schwangerschaften und Hormonumstellungen im Lebensverlauf tragen darüber hinaus zu einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur bei. Deshalb kommt Belastungsinkontinenz bei Frauen viel öfter vor als bei Männern. Übergewicht, Bewegungsmangel oder häufiges Heben schwerer Gewichte kann bei beiden Geschlechtern zu einer Belastungsinkontinenz führen.
Probleme mit der Prostata (Vergrößerung oder postoperative Komplikationen) können zu einer Belastungsinkontinenz oder Überlaufinkontinenz bei Männern führen.
Häufige Blasenentzündungen, Blasensteine, Harnsteine oder Tumore, die zu einer Harnröhrenverengung führen können, können Ursache für Drang- oder Überlaufinkontinenz sein.
Angeborene oder erworbene Fehlbildungen oder sogenannte Fisteln können zu extraurethraler Inkontinenz führen. Dies ist eine Verbindung zwischen zwei Hohlorganen, die nach einer OP, einer Entzündung oder massiver Röntgenbestrahlung entstehen kann. Eine Fistel verbindet die harnableitenden Organe mit dem Darm, der Scheide oder auch der Haut, sodass Urin über diese Verbindung abgeht.
Stuhlinkontinenz
Stuhlinkontinenz tritt aufgrund von Störungen oder Schädigungen des Anorektums auf, das aus dem Mastdarm und dem Schließmuskel besteht; seltener wegen einer angeborenen oder erworbenen Fehlbildung. Es gibt verschiedene Ursachen für diese Störungen:
- Neurologische Erkrankungen (Demenz, Multiple Sklerose)
- Chronische Darmentzündungen (Morbus Crohn)
- Tumoren (z.B. Mastdarmkrebs)
- Verletzungen (OP, Geburt)
- Vorfälle (Prolaps) des Mastdarms oder Enddarms
- Darmträgheit und/oder Verstopfung
- Medikamente (Abführmittel, Parkinson-Medikamente, Antidepressiva)
- Hämorrhoiden
- Nahrungsmittelunverträglichkeiten
- Diarrhö (Durchfall)
- Laktoseintoleranz
- Beckenbodenschwäche
Diagnose von Inkontinenz
Um eine Inkontinenz richtig zu diagnostizieren, führt der Arzt ein intensives Anamnesegespräch mit dem Patienten durch. Dazu gehören Fragen nach der Dauer, der Häufigkeit und der Art der Inkontinenzvorfälle sowie Erkrankungen und Geburten. Ein Miktionsprotokoll (Urintagebuch) oder ein Stuhltagebuch sind bei der Anamnese sehr hilfreich. Darüber hinaus gibt es eine Reihe von Untersuchungen, mit deren Hilfe Inkontinenz und deren Ursachen diagnostiziert werden können:
- Urin- und Blutuntersuchungen
- Untersuchung der äußeren Genitalien und des Enddarms
- Gynäkologische Untersuchung
- Ultraschall
- Urodynamik
- Blasen- oder Darmspiegelung
- Röntgenkontrastaufnahme
- LARS-Score-Erhebungsbogen
Nach der Diagnose bestimmt der Arzt das weitere Vorgehen.

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Christina Kunkel
Urotherapeutin, Fachkraft für Kontinenzförderung, Bowel Management Nurse
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Inkontinenz bei Männern: Ein unterschätztes Thema

Inkontinenz betrifft nicht nur Frauen, sondern - wenn auch deutlich seltener - Männer. Anders als bei den Frauen ist beimMann eine der wichtigsten Ursachen für Inkontinenz eine (meist gutartige) Vergrößerung der Prostata, die unbehandelt zu einer Dranginkontinenz führt. Aber auch eine Prostataoperationen kann eine Inkontinenz zur Folge haben. Weitere Auslöser einer Inkontinenz können Erkrankungen wie Diabetes, Parkinson, aber auch Blasensteine und altersbedingte Veränderungen der Blasenfunktion sein. Zu den Symptomen gehört klassischerweise ein ungewollter Urinverlust, sobald sich der Druck im Bauchraum erhöht. Auch unter körperlicher Belastung, z. B. beim Sport, Husten oder Niesen, kann Urin entweichen.
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Eine Möglichkeit, Inkontinenz zu behandeln, ist das regelmäßige Training der Beckenbodenmuskulatur. Spezielle Übungen können helfen, die Kontrolle über die Blase zu verbessern und ungewollten Urinverlust zu reduzieren. Zudem gibt es medikamentöse und operative Behandlungsansätze, die je nach Ursache und Schweregrad der Inkontinenz in Betracht gezogen werden können.
Auch der Lebensstil spielt eine wichtige Rolle: Eine gesunde Ernährung, ein normales Körpergewicht sowie ein nur mäßiger Genuß von koffeinhaltigen und alkoholischen Getränken können sich positiv auswirken.
Arbeit und Inkontinenz: Wie Sie erfolgreich bleiben
Den Arbeitsalltag mit Inkontinenz zu meistern, kann Herausforderungen mit sich bringen. Möglicherweise suchen Sie öfter die Toilette auf als Ihre Kollegen. Mit den nachfolgenden Tipps können Sie Ihren Berufsalltag leichter gestalten.
• Wenn es möglich ist, nutzen Sie einen Arbeitsplatz in der Nähe des WCs. Dann haben Sie einen kürzeren Weg zur Toilette und mehr Sicherheit, wenn es mal „knapp wird“.
• Vermeiden Sie es, im Büro koffeinhaltige Getränke wie z.B. Kaffee oder schwarzen Tee zu trinken. Diese wirken harntreibend, sodass Sie öfter und dringender die Toilette aufsuchen müssen.
• Wenn Sie auf Dienstreise oder länger im Auto unterwegs sind, nutzen Sie die sich bietenden Möglichkeiten, auf Toilette zu gehen. Je nach Fahrtstrecke kann es sein, dass für einen längeren Zeitraum keine weitere Toilette auf dem Weg liegt.
• Trainieren Sie Ihren Beckenboden mit einem gezielten Beckenbodentraining. Ein regelmäßiges Beckenbodentraining kann die Blasenschließmuskulatur stärken und helfen, Harnverlust zu reduzieren.
• Wenn Sie sich wohl damit fühlen, können Sie Ihre Situation Ihren Kollegen oder Vorgesetzten mitteilen und gemeinsam Lösungen finden und Bewusstsein für Ihre Bedürfnisse schaffen.
Medizinische Hilfsmittel als Unterstützung
• Mit dem intermittierendem Selbstkatheterismus (ISK) entleeren Sie Ihre Blase selbstständig mit einem Einmalkatheter. Diese Form der Blasenentleerung ist sowohl für Frauen als auch für Männer geeignet. Bei dieser Form gewinnen Sie die Kontrolle über Ihre Blase zurück und können ein aktives unbeschwertes Leben führen. Außerdem schützt der Mechanismus Ihre Niere und die Blase und beugt Blasenentzündungen vor. Der ISK kann diskret und auch unterwegs durchgeführt werden, sodass Sie keinerlei Einschränkungen in Ihrem Alltag haben. Während der einzelnen Blasenentleerungen sind sie in der Regel kontinent und brauchen sich keine Gedanken über Ihre Blase zu machen. Sprechen Sie mit Ihrem Facharzt /Urologen darüber, ob diese Hilfsmittel für Sie in Frage kommen könnten
• Für Männer gibt es als weitere Option die so genannten Urinalkondome. Dieses ableitende Inkontinenzsystem umhüllt den Penis wie ein Kondom und transportiert den Urin über einen Schlauch in einen Beinbeutel. Das Urinalkondom ist besonders gut geeignet bei mittlerer bis starker Inkontinenz und kann Vorlagen/Windeln ersetzen. Damit haben Sie einen zuverlässigen und nach außen unsichtbarem Schutz, der Sie in Ihrem aktiven Lebensstil nicht einschränkt. Sprechen Sie mit Ihrem Facharzt /Urologen darüber, ob diese Hilfsmittel für Sie in Frage kommen könnten
Unsere PubliCare Kontinenzexperten beraten Sie gerne zu dem intermittierendem Selbstkatheterismus und den Urinalkondomen. Gemeinsam mit Ihnen finden wir die Lösung, die am besten zu Ihrem Lebenstil passt. Damit Sie Ihren Alltag selbstbestimmt und unbeschwert gestalten können.
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